Jede Ausstellung entsteht in einem langen Prozess mit vielen Beteiligten. Am Anfang stehen Fragen: Welche Geschichte wollen wir erzählen und wie? Warum machen wir diese Ausstellung und für wen? Wer sollte daran beteiligt werden? Wer spricht aus ihr und in welcher Sprache? Ist das gemeinsame Ziel festgelegt, beginnt die Arbeit am Konzept.
In der Konzeptarbeit tauche ich tief in die Geschichte ein und recherchiere in der Literatur und im Archiv. Mit Druck auf den Ohren tauche ich wieder auf, um die Fundstücke zu ordnen, in Themen zu bündeln und aus der Gegenwart zu befragen. Das Narrativ muss klar sein, aber nicht eindeutig. Es sollte aus der kollektiven Geschichte den Blick auf Individuen freigeben. Es gilt, gängige Erzählungen zu hinterfragen, um alternative Perspektiven zuzulassen. In den ausgewählten Exponaten können sich die Besucher*innen wiederfinden. Das Exponierte sollte sie aber auch überraschen, anstößig sein und provozieren.
Auf dem Weg vom Konzept zum Drehbuch beginnt das Denken in Bildern. Das ist der Lackmustest, bei dem der Papiertiger seine Eignung für den Ausstellungsraum beweisen muss. Gemeinsam mit Ausstellungsgestalter*innen und Medienplaner*innen bilde ich die Thesen der Ausstellung in der Dramaturgie des Ausstellungsrundgangs ab, verorte die Exponate und integriere die Vermittlungsmedien.
Wir haben für die Ausstellung Interviews geführt und daraus Kurzfilme geschnitten. Schauspieler*innen haben Hörtexte eingesprochen, digitale Angebote vertiefen die Ausstellungsinhalte und beleuchten die Ausstellungsobjekte aus unterschiedlichen Perspektiven. Alle Bild- und Nutzungsrechte sind geklärt. Die Texte für die Ausstellung und den Katalog sind geschrieben, müssen aber noch lektoriert und hier und da gekürzt werden, bevor sie dann zur Übersetzung gehen. Spätestens jetzt ist es Zeit, sich von Ideen zu verabschieden, die nicht umgesetzt werden konnten. Stattdessen muss noch Material für die Pressearbeit zusammengestellt werden
Am Ende dieses langen Prozesses ist es Zeit, die Arbeit an der Ausstellung zu reflektieren … und sich auf die Eröffnung zu freuen!