Das Periodikum von BREHMS WELT ist bisher in zwei Ausgaben erschienen: Die erste mit einem Text von mir über die Welt der Brehms, ihr Verhältnis zu Tieren und über die Dauerausstellung „Brehms Welt – Tiere und Menschen“.
Die zweite Ausgabe beschäftigt sich mit Kasachstan vor dem Hintergrund der 2021 gezeigten Ausstellung „Willkommen in der Steppe“. Mein Textbeitrag fragt danach, wie Alfred Brehm 1876 auf die kasachischen Nomaden blickt und inwiefern seine Perspektive vom russischen Kolonialismus geprägt ist.
„Kasachsan revisited„: Der Band entält Fotografien und der Interviews von Volker Kreidlers Reise auf den Spuren von Brehm durch Kasachstan.
DITHMARSCHEN Ein Land sucht seine Geschichte
Die Geschichte Dithmarschens in Schleswig-Holstein handelt von Bauern, die vor Hunderten von Jahren beginnen, das Land zu bestellen und zu gestalten. Das Land ist ihre Lebensgrundlage und sie verteidigen es gegen das Meer und ihre Feinde. Historische Schlachten um die Freiheit prägen ihr Selbstverständnis auch über die Brüche der Zeit hinweg.
Diese Geschichte kennt Licht und Schatten: Die identitätsstiftende Zeit der mittelalterlichen Bauernrepublik steht neben dem erschütternd eindeutigen Bekenntnis vieler Dithmarscher zum Nationalsozialismus. Zahlreiche Spuren aus der Vergangenheit führen in die Gegenwart. Sie sind in den Köpfen der Menschen und in den Dingen, die sie besitzen. Seit mehr als 150 Jahre tragen sie diese Dinge auch in das Dithmarscher Landesmuseum. Es ist selbst ein Teil der Geschichte und ein vielschichtiges Spiegelbild ihrer Kontinuitäten und Brüche.
Jetzt – nach langem und wechselhaftem Prozess – bekommt das Museum außen und innen ein neues Gesicht. Architektur und Gestaltung kommen von Andreas Heller Architects & Designers (Hamburg), spannende und unterhaltsame Filme von Martín Granata, Kuratierung und Texte von mir.
TECHNIKGESCHICHTE IN POMMERN
Zwischen Anklam und Stettin liegt das Stettiner Haff. Der einzigartige Naturraum in der Region Pommern bietet Erholung im Grenzgebiet zwischen Polen und Deutschland. Das Haff ist auch ein interessanter Ort der Technikgeschichte: Das Otto Lilienthal Museum in Anklam und das Museum für Technik und Kommunikation in Szczecin machen diese wieder sichtbar. Auf der gemeinsamen Website Technikgeschichte in Pommern stellen Sie ihre Häuser vor und laden dazu ein, Technikdenkmäler und weitere touristische Angebote am Stettiner Haff zu entdecken. Ich habe an der Konzeption der Seite mitgearbeitet und die Texte geschrieben.
Mit Alfred Brehm in Kasachstan 1876 / 2021
Vom 6. bis zum 10. Juni haben wir die Ausstellung im Nationalmuseum Kasachstans in der Hauptsadt Nur-Sultan aufgebaut. Es ist ein riesiges Museum mit 500 Mitarbeiter*innen. Tag für Tag haben wir das Haus mit seinen Menschen besser kennengelernt, Missverständnisse ausgeräumt, Vertrauen aufgebaut und gemeinsame Lösungen für umstrittene Fragen gefunden. Anzubieten hatten wir deutsche Perspektiven auf Kasachstan in Vergangenheit und Gegenwart. So treffen fremde Wahrnehmungen auf Selbstbilder und geraten unausweichlich in Konflikt. Am Ende waren beide Seiten zufrieden und wir wollen auf diese Zusammenarbeit aufbauen. Dann erfahren wir hoffentlich noch mehr auf die kasachische Perspektive auf ihr Land und auf die Welt.
Der Ausstellungsort: das erst vor wenigen Jahren in der vergleichsweise jungen Hauptstadt Kasachstans gebaute Nationalmuseum.
Bevor die Arbeit im Museum beginnt, sehen wir uns in Nur-Sultan um. Hier entsteht alles neu und es wird hoch gebaut.
Moderne Hochhäuser und breite Straßen dominieren das Stadtzentrum. Die Architektur nimmt verschiedene Stile aus der ganzen Welt auf, Symbole und Verweise zeigen an, wohin sich das Land bewegt.
1876: Die Ausstellungstafeln für den historischen Teil der Ausstellung sind scharz-weiß gehalten. Wir stellen hier die Reiseroute dar, mit Textzitaten von Alfred Brehm und Exponaten wie Brehms Notizbüchern, historischen Fotografien und Zeichnungen.
2021: die Fotografien des gegenwärtigen Kasachstans von Volker Kreidler stehen in farblichem Kontrast zur historischen Ebene der Ausstellung.
Ein zentrales Objekt in der Ausstellung ist eine Jurte – ein Nomadenzelt und kasachisches Nationalsymbol. Wie diese ausstehen und eingerichtet werden soll war Gegenstand zäher Verhandlungen. Für uns war das Zelt ein historisches Objekt, das auch Alfred Brehm als mobile Behausung gedient hat. Außerdem hat man ihm in solch einer Jurte so manches Sammlungsstück geschenkt, das er dann mit nach Deutschland nahm. Die Jurten-Installation in der Ausstellung spielt darauf an. Bei der Ausstattung konnten wir auf die Hilfe der Mitarbeiter*innen des Nationalmuseums zählen.
"WILLKOMMEN IN DER STEPPE" Mit Alfred Brehm in Kasachstan 1876 / 2021
Im Juni zeigt BREHMS WELT eine Sonderausstellung im Nationalmuseum von Kasachstan: „’Willkommen in der Steppe‘. Mit Alfred Brehm in Kasachstan 1876 / 2021“. Brehm reiste 1876 durch den Osten der heutigen Republik Kasachstan. Er war Teilnehmer der Westsibirien-Expedition, die Handelsverbindungen zwischen Europa und Sibirien erkunden und dabei naturwissenschaftliche und ethnographische Forschungen betreiben sollte. Die Ausstellung zeigt die Geschichte dieser Expedition und konfrontiert den Blick der damaligen Reisenden mit der Gegenwart des zentralasiatischen Landes Kasachstan.
Der Auftakt zur Ausstellung ist eine fotografische Reise durch den Osten Kasachstans. Im April macht sich der Fotograf Volker Kreidler gemeinsam mit der Kulturjournalistin Ina Hildebrandt auf den Weg nach Kasachstan. Im Gepäck haben sie das Reisetagebuch Alfred Brehms. Seine Notizen geben Kreidler und Hildebrandt die Route für eine dreiwöchige Rundreise durch die Regionen Almaty, Ost-Kasachstan und Pawlodar vor. Volker Kreidler dokumentiert diese Reise mit seiner Kamera, seine Fotografien zeigen wir in der Sonderausstellung. Mehr zu dieser Reise und zum Ausstellungsprojekt gibt es auf dem Blog „Kasachstan Revisited“
DICHTER*INNENHÄUSCHEN Die Musealisierung von Annette von Droste-Hülshoff
Schreibtisch in der Ausstellung des Fürstenhäusles in Meersburg
Als die Staatlichen Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg begannen, die veraltete Ausstellung im Fürstenhäusle von Annette von Droste-Hülshoff am Bodensee zu überarbeiten, habe ich das zum Anlass genommen, mir eigene Gedanken über diesen Ort zu machen. Das Ergebnis ist meine Abschlussarbeit im Weiterbildungsprogramm „museOn: weiterbildung & netzwerk“.
Kriegerdenkmäler in der Baerwaldstraße in Berlin-Kreuzberg
"Wenn August dem Schiefäugigen die kleine Zehe abbricht, so werden mehrereDutzend Sachverständigenkommissionen in Bewegung gesetzt, um den allerhöchsten Krümel zu renovieren. Für Otto den Faulen, den kleinen Schmarotzer aus dem Geschlecht der großen Schmarotzer, läßt ein entfesseltes Geheimratskomitee Zehntausende von Mark auf die Straße werfen. Wenn das Volk darbt, halten unsere schwarzweißroten Patrioten die Zeit anscheinend überhaupt besonders geeignet für karnevalistische Volksbelustigungen. Augenblicklich ist die Einweihung von Denksteinen an das große Massenmorden des Weltkrieges zur nationalistischen Manie geworden."
Vorwärts. Central-Organ der Sozialdemokratie Deutschlands, Nr. 480, 10. Oktober 1925.
Recherchearbeit über Berliner Denkmalkulturen in der Weimarer Republik
Der Streit über Denkmäler gehört zu einer Demokratie dazu und heute wird über Sinn und Unsinn von Denkmälern zurecht viel diskutiert. Das war nach dem Ersten Weltkrieg in der Weimarer Republik auch so. Der Krieg hatte Millionen Menschen das Leben gekostet. Ob und wie man ihrem Tod einen Sinn verleihen sollte, war Gegenstand des erbitterten Streits der politischen Lager. Nationalistische Kriegervereine und „vaterländische“ Verbände in Deutschland feierten den Tod deutscher Soldaten als „heldenhaften Opfertod“ und forderten Denkmäler. Der Heldenverehrung hielt das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold eine republikanische Erinnerungskultur entgegen: Die Sozialdemokraten sahen die Toten des Weltkriegs als Mahnung und stellten die Errungenschaften von Demokratie und Verfassung in der neuen Weimarer Republik heraus. Der kommunistische Rot-Front-Kämpferbund lehnte Kriegerdenkmäler als „Kampfmittel der herrschenden Klasse“ ab, nahm aber im Kampf um die Deutungshoheit teil, indem er einen intensiven Kult um die eigenen Opfer politischer Kämpfe betrieb.
Berliner Denkmäler in Erinnerung an die Toten des Ersten Weltkriegs sowie an ihnen vollzogene Gedenkfeiern waren Orte der geschichtspolitischen Auseinandersetzung in der ersten deutschen Demokratie. Im Rahmen eines Auftrags des Stadtgeschichtlichen Museums Berlin-Spandau habe ich dieses Kapitel der Berliner Denkmalgeschichte recherchiert und in einem Dossier für die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ in der Zitadelle-Spandau aufbereitet.